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Die aktuelle wohnungs- und baupolitische Diskussion konzentriert sich zu stark auf die angespannten Wohnungsmärkte in einigen Großstädten und Ballungsräumen, während die Situation in ländlichen Räumen zu wenig Beachtung findet. Die undifferenziert generalisierte Forderung „Bauen, Bauen, Bauen“ greift deshalb zu kurz und verkennt die unterschiedliche Ausgangslage und die Bedarfe sowohl bezogen auf die Ballungsräume selbst – nicht jede Großstadt wächst – als auch in Bezug auf die unterschiedlichen ländlichen Räume. Es gilt daher, die Wohnungsdiskussion auf eine sachbezogene und abgewogenere Grundlage zu stellen.

Der Deutsche Landkreistag hat aus diesem Grunde eine Online-Umfrage „Bezahlbares Wohnen in den Landkreisen“ durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, einen Überblick über die wohnungspolitische Lage in den Landkreisen sowie über die kreisbezogenen Handlungsansätze zu gewinnen. An der Umfrage haben sich 107 der 294, d. h. mehr als ein Drittel aller Landkreise beteiligt. Von den Landkreisen, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind 84 % ländlich geprägt.

Die Ergebnisse unserer Umfrage verdeutlichen, dass ein vermeintlicher Gegensatz in dem Sinne, dass die Landkreise in ländlichen Räumen zunehmende Leerstände verwalten, während in den Städten Wohnungsnot herrscht, nicht besteht. Vielmehr lässt sich erstens feststellen, dass auch in zahlreichen ländlich geprägten Landkreisen die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zunehmend schwieriger wird. Gleichzeitig müssen sich – zweitens – bei rund 2 Mio. leerstehenden Wohneinheiten andere Landkreise aufgrund von aktuellen oder künftigen Bevölkerungsverlusten mit dem Thema Leerstandsmanagement auseinandersetzen. Die Auswertung der Umfrage zeigt drittens, dass einige Landkreise aufgrund der örtlichen Verhältnisse unterdessen mit dem Fehlen von bezahlbarem Wohnraum und mit leerstehenden Wohneinheiten konfrontiert sind. Dies macht umso deutlicher, dass es stets einer differenzierten Betrachtung der wohnungspolitischen Verhältnisse bedarf.

Soweit es im kreisangehörigen Raum an bezahlbarem Wohnraum mangelt, liegt der Grund darin, dass – ebenso wie im städtischen Bereich – hohe Baukosten und fehlendes Bauland die Wohnraumversorgung erschweren. Die Betonung der Wichtigkeit der gemeindlichen Innenentwicklung in den Antworten der Landkreise unterstreicht gleichwohl, dass dieses Bauland vorwiegend innerhalb der vorhandenen Ortslagen zu suchen ist, um attraktive räumliche Strukturen zu erhalten.