Am heutigen zweiten Tag der Landkreisversammlung hat Bundespräsident Joachim Gauck die Bedeutung des Einsatzes von Bürgern in ihren Kommunen betont und gesagt, es brauche vor allem Mut statt Zweifel im Umgang mit den demografischen Herausforderungen. Er zitierte in seiner Ansprache

den ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Satz: „Wenn es die Landkreise nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“ DLT-Präsident Landrat Hans Jörg Duppré bedankte sich beim Bundespräsidenten, dass er den Landkreisen Mut zugesprochen habe und zutraue, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. „Nur wenn es uns gelingt, die Bürger weiterhin zu überzeugen, dass sie sich an Ort und Stelle bei diesem Umbruch intensiv beteiligen, werden wir den demografischen Wandel bewältigen und gestalten.“

Der Bundespräsident stellte die Frage, ob es nicht so sei, dass sich die Landkreise vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung neu zu erfinden hätten? Er blicke zuversichtlich auf die demografischen Veränderungen, weil unsere Gesellschaft veränderungsfähig sei; die meisten der Landkreise seien wirtschaftlich und kulturell aufgeblüht. Generell müssten wir dem Mut und nicht dem Zweifel Vorrang einräumen. Dann würde der demografische Wandel gelingen.

Des Weiteren sagte er, die Kommunen dürften nicht von Bund und Ländern alleine gelassen werden, sondern es ginge um eine Gesamtverantwortung aller föderalen Ebenen für dieses Querschnittsthema. Auch spiele das gemeinsame Agieren von Kommunen eine große Rolle, um die bestehenden Herausforderungen zu bewältigen. Darin inbegriffen sei auch eine aktive kommunale Integrationspolitik, die zunehmend an Bedeutung gewinne.

Bei allem ginge es darum, die Perspektive der Bürger nicht aus dem Blick zu verlieren, wobei Raum für bürgerschaftliche Mitgestaltung bestehen müsse. Denn es ständen grundsätzliche gesellschaftliche Weichenstellungen an, weil es zukünftig schwieriger werden würde, Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge vor Ort aufrecht zu erhalten. Letztlich erzeuge dies auch Verständnis für teilweise schmerzliche Notwendigkeiten. Er dankte in diesem Zusammenhang dem Deutschen Landkreistag für sein Engagement, für Ideen, Initiativen und Veranstaltungen, weil dies letztlich auch auf das öffentliche Bewusstsein wirke.

Gauck_LKV2013


In der sich an die Rede des Bundespräsidenten anschließenden Diskussionsrunde stellte DLT-Präsident Landrat Hans Jörg Duppré besonders heraus, dass zur selbstverantwortlichen Gestaltung des demografischen Wandels bürgerschaftliches Engagement unverzichtbar sei. Generell müssten die Bedingungen verbessert werden, so dass sich Frauen und Männer noch stärker eingeladen fühlen, sich nicht nur kommunalpolitisch, sondern auch im sozialen und kirchlichen Bereich zu engagieren.

DLT-Vizepräsident Landrat Dr. Michael Ermrich ergänzte, die Leistungen der Kommunen müssten flexibilisiert werden. So könne beispielsweise der öffentliche Personennahverkehr im Zusammenspiel mit touristischen Angeboten gestärkt werden. Der Landkreis Harz praktiziere dies erfolgreich. Auch seien mehr Entscheidungsspielräume für die Landkreise in der Wirtschaftspolitik wichtig, z.B. in Form der Bewirtschaftung von Regionalbudgets in eigener Verantwortung, um etwa Unternehmensansiedlungen noch angepasster an die Verhältnisse vor Ort fördern zu können.

Landrat Stefan G. Reuß stellte vor diesem Hintergrund fest, dass ehrenamtliches Engagement gelebt werden müsste. Diese Erfahrung mache er in vielerlei Hinsicht im Werra-Meißner-Kreis. Allerdings dürfe dies nicht dazu führen, dass Leistungen der Kommunen auf die Bürgerschaft abgewälzt werden, weil das Ehrenamt vielmehr eine wichtige und gute Ergänzung kommunaler Angebote – z.B. in Gestalt von Bürgerbussen – sei.

Landrätin Eva Irrgang aus dem Kreis Soest ging insbesondere auf das Thema Integration ein. Sie sagte, man müsse kommunale Integrationspolitik zur Chefsache machen. Es müsse mit dem nötigen Nachdruck agiert werden, etwa bezogen auf eine aktive Willkommenskultur, mehrsprachige Lotsen in der Kreisverwaltung, angepasste Informationsangebote und Netzwerke mit den Migrantenorganisationen.

Abschließend sagte Duppré, man müsste vor allem jungen Menschen eine echte Zukunftsperspektive bieten. „Gerade auf die junge Generation kommt es an, auf deren Kreativität und Ideen. Denn schließlich geht es entscheidend um die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?“.


Ansprechpartner

Pressesprecher

Dr. Markus Mempel

030 590097-312
0160 7227253
markus.mempel@landkreistag.de
presse@landkreistag.de

Sekretariat

030 590097-349
presse@landkreistag.de

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.